CLEEBRONN

Vogel des Jahres 2008

Wirtsvogelschwund und Klimaerwärmung bedrohen den populären Zugvogel
(Textquelle: NABU Deutschland, Bilder: Internet)

Der NABU und der Landesbund für Voelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben den Kuckuck zum “Vogel des Jahres 2008” gekürt. Der Kuckuck (Cuculus canorus), der seinen Namen nach seinem eingängigen Ruf erhalten hat, ist vielerorts verschwunden, weil sein Lebensraum verloren geht – in Deutschland genauso wie im afrikanischen Winterquartier. In Deutschland geht der Kuckucksbestand schon seit Mitte der 60er Jahre zurück. Nach Angaben aus mehreren Bundesländern hat die Zahl der Kuckucke allein in den letzten zehn Jahren gebietsweise um 20 bis 30 Prozent abgenommen, am stärksten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, im Saarland und in Baden-Württemberg. Im Nordosten Deutschlands, wie etwa im Spreewald, und in den bayerischen Voralpen ist er noch am häufigsten anzutreffen.

 

Der Kuckuck
Vogel des Jahres 2008

Die Familie der Kuckucke (Cuculidae) umfasst rund 130 Arten. Sie besiedeln weite Teile der Alten und Neuen Welt. “Unser” Kuckuck (Cuculus canorus) ist die einzige Art in Mitteleuropa. Nur in Spanien und vereinzelt auch in anderen Mittelmeerregionen gibt es einen weiteren Verwandten, den auch äußerlich deutlich zu unterscheidenden Häherkuckuck (Clamator glandarius). In Deutschland ist der etwa taubengroße Vogel also unverwechselbar.

Name
Der markante Ruf des Kuckuck-Männchens war nicht nur im Deutschen und Englischen (Cuckoo) namensgebend. Lautmalerisch ist auch sein lateinischer, also wissenschaftlicher Name Cuculus canorus.

Kennzeichen
Mit 34 Zentimeter Körpergröße ist der Kuckuck etwa so groß wie sein Vorgänger unter den Jahresvögeln, der Turmfalke. Aber er ist ein eher scheuer Vogel, der die Nähe des Menschen meidet. Meist ist er im Flug zu sehen. Dabei erinnert er ebenfalls ein wenig an einen Falken, doch sein Schwanz ist deutlich länger, sein Flügelschlag auffallend flach. Gerne sitzt er weithin sichtbar auf einem Busch oder Zaunpfahl. Das Männchen ist überwiegend schiefergrau. Seine quergebänderte Unterseite erinnert an einen Sperber. Die Weibchen sind leicht rostfarben getönt. Ihre etwas schwächere Bänderung beginnt bereits an der Kehle. Besonders die Weibchen kommen aber auch in einer selteneren, kräftig rostbraunen und auch oberseits gebänderten Variante vor. Diese Abweichung ähnelt dem Jugendkleid, besitzt jedoch nicht dessen weißen Nackenfleck.

Lautäußerungen
Mit dem bekannten und weit zu hörenden Kuckucksruf markiert das Männchen sein Revier. Dabei sitzt es meist hoch auf einem Baum, mit gestrecktem Körper, leicht gefächertem Schwanz und hängenden Flügeln. Vor allem im Mai und Juni ist sein meist zweisilbiger Ruf zu hören, ein “gu-kuh” in unterschiedlicher Tonhöhe, eine kleine Terz abwärts, aber auch größere Tonintervalle werden gerufen. Die Männchen verfolgen die Weibchen oft mit einem heiseren “hach hachhach”. Diese wiederum haben eine ganz andere Stimme, ein laut trällerndes “Kichern”.

Nahrung
Der Kuckuck ist ein Insektenfresser. Zu seiner Lieblingsspeise zählen Schmetterlingsraupen, aber auch Heuschrecken, Käfer und Libellen. Solche Insekten werden meist von Sitzwarten aus gezielt angeflogen, Raupen dagegen von Blättern und Zweigen aufgesammelt. Weibchen verzehren auch Singvogeleier.

Fortpflanzung
Männchen und Weibchen gehen keine längere Paarbindung ein. Nicht einmal eine kurzfristige Bindung, die länger als einen Tag dauert, ist belegt. Die größte Besonderheit ist ihr Brutparasitismus: Nach genauer Beobachtung verteilt das Weibchen seine Eier gezielt auf die Nester anderer Vögel. Diese Wirtsvögel sind viel kleiner als der Kuckuck selber. Die Eiablage erfolgt in nur wenigen Sekunden, wobei in jedes Nest nur ein Ei gelegt wird. Das Männchen lenkt dabei manchmal die Wirtsvögel ab. Zwischen Ende April und Anfang Juli legt ein Weibchen neun bis zwölf, manchmal bis zu 25 Eier. Liegt ein Kuckucksei im Nest, ist die Brut des Wirtsvogels verloren. Nach dem Schlüpfen schiebt der erst wenige Stunden alte Jungkuckuck nacheinander sämtliche Eier und die bereits geschlüpften Stiefgeschwister über den Nestrand und lässt sich alleine “bewirten”. Seine Nestlingszeit beträgt – abhängig vom Wirtsvogel – 19 bis 24 Tage.

In Europa sind mehr als 100 Vogelarten bekannt, die dem Kuckuck als Wirt dienen. Häufige Wirtsvögel sind der Teichrohrsänger, der Wiesenpieper, der Neuntöter, der Hausrotschwanz, das Rotkehlchen, die Bachstelze und sogar der winzige Zaunkönig.

Wanderungen
Kuckucke überwintern südlich des Äquators, nur ein kleinerer Teil auch in Westafrika. Damit zählen sie zu den Langstreckenziehern unter den Zugvögeln. Alt- und Jungvögel verlassen uns ab Anfang August und kehren im Normalfall in der zweiten Aprilhälfte zurück. Sie ziehen überwiegend nachts.

Lebensraum
Der Kuckuck lebt in allen Teilen Deutschlands von den Küstenmarschen bis zur alpinen Weide- und Waldlandschaft. Flussniederungen mit einzelnen Sitzwarten sowie Moore und Heiden sind am dichtesten besiedelt. In ausgeräumten Ackerlandschaften wird man ihn dagegen vergeblich suchen. Sein Vorkommen hängt regional auch von der Häufigkeit geeigneter Wirtsvögel ab.

Verbreitung
Über ganz Europa verbreitet fehlt der Kuckuck nur auf Island und im äußersten Norden Russlands. Im Osten reicht sein Verbreitungsgebiet von Kamtschatka über Japan bis nach Südostasien.

Bestand und Bestandsentwicklung
Genaue Bestandsangaben über größere Gebiete und längere Zeiträume gibt es kaum. Die Zahlen scheinen auch von Jahr zu Jahr deutlich zu schwanken. In Europa wird der Bestand auf 4,2 bis 8,6 Millionen Brutpaare geschätzt. Zwischen 51.000 und 97.000 Paare leben in Deutschland. Nahezu alle Länder West- und Mitteleuropas melden seit längerem rückläufige Zahlen. In England verringerte sich der Bestand in den letzten 30 Jahren um fast 60 Prozent. Auch in einigen Teilen Deutschlands ist der Kuckuck seltener geworden. Lediglich im östlichen Europa scheint der Bestand noch stabil zu sein.

Gefährdung
Kuckucke sind unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt. Geht die Zahl wichtiger Wirtsvogelarten zurück, wirkt sich das auch auf den Kuckuck aus. Darüber hinaus spielt das Nahrungsangebot eine große Rolle, das sich vor allem in der Agrarlandschaft verschlechtert hat. Schmetterlinge, Maikäfer und andere Großinsekten fallen der landwirtschaftlichen Intensivierung durch den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden zum Opfer. Möglicherweise kommt es auch auf den Zugwegen und in Überwinterungsgebieten zu größeren Nahrungsverlusten, zum Beispiel beim großflächigen Einsatz von Giften gegen Heuschreckenplagen. Gelegentlich wird dem Kuckuck auch eine Verwechslung mit dem Sperber zum Verhängnis.

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