Seit 2002 bewirtschaftet die NABU-Gruppe einen kleinen Weinberg am Michaelsberg. Der höchst gelegene Weinberg Cleebronns, in bester Südlage direkt unterhalb der St. Michaelskirche gelegen, hat eine Fläche von ca. 330 m² und ist mit Trollinger- und Lembergerreben bepflanzt. Talwärts wird der Weinberg von einer kleinen Trockenmauer begrenzt.
Die Bewirtschaftung dieses Weinberges ist mit gewissen Auflagen verbunden: Die Rebstöcke werden in der vor der Rebflurbereinigung üblichen Drei-Schenkel-Erziehungsmethode gepflegt, Bögen und Triebe werden mit Weiden bzw. mit Stroh festgebunden. Die Bodenbearbeitung erfolgt durch manuelles Hacken, auf künstliche Düngung wird ganz verzichtet.
So wird nicht nur ein Stück Weinbaugeschichte für die Nachwelt erhalten, sondern auch die vor der Rebflurbereinigung typischen Weinbergwildkräuter haben so wenigstens eine kleine Überlebenschance. Weinbergstulpen, Traubenhyazinthen, Erdrauch und die Osterluzei gedeihen in diesem Kleinod, auf der Trockenmauer wachsen prächtige Schwertlilien. Zwischen den Trockenmauern haben sich Mauereidechsen angesiedelt.
Die Trauben unseres NABU-Weinberges werden von der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn separat im früher üblichen Maischegärverfahren ausgebaut. Es entsteht ein traditioneller, trockener Trollinger-Lemberger, der von der Weingärtnergenossenschaft unter dem Namen Superior vertrieben wird. Der Name Superior greift nicht nur die hervorragende Qualität diese Weines auf, sondern erinnert auch an das ehemalige Kapuzinerhospitz auf dem Michaelsberg.
Quelle: Bericht der Heilbronner Stimme vom 04.08.2005
Alte Reben, bewirtschaftet wie einst Von Birgit Riecker
"Auch Reben brauchen Regen, doch heute kommt er ungelegen", reimte Eberhard Binder, der Vorsitzende des Cleebronner Naturschutzbundes (Nabu) am Dienstagabend. Denn die Verkostung des ersten Nabu-Rebensaftes aus dem höchsten Weinberg am Michaelsberg fand ebenda statt.
Direkt unterhalb der Michaelsberg-Kirche liegt der rund drei Ar große Weinberg des Landes Baden-Württemberg, den Mitglieder des Cleebronner Nabu auf alte Art bewirtschaften. "Wir bekamen den Weinberg vor drei Jahren angeboten", erzählt Binder. Geknüpft daran waren Bedingungen: Die rund 300 Rebstöcke der Sorten Trollinger und Lemberger müssen weiter nach der Drei-Schenkel-Erziehung gepflegt werden. Wer kann das noch? Albert und Inge Wenninger, die beiden aktiven Rentner im Nabu, machten sich an die Arbeit.
Erhalten werden mussten zudem die Rabatten mit Kräutern und Blumen. Kunstdünger ist verboten, und die Reihen dürfen nicht begrünt, sondern müssen von Hand gehackt werden. "Es ist ein ganz besonderer Platz, an dem dieser Weinberg liegt", erklärt Binder.
Viele Spaziergänger erfreuen sich auf dem Weg zum Gipfel des Michaelsbergs an den wilden Tulpen, den Traubenhyazinthen und dem Milchstern. Sie sehen dort oft auch die Zauneidechse. "Und es ist ein besinnlicher Ort mit der Kirche direkt darüber", fügt der Nabu-Vorsitzende hinzu. Die direkte Südlage bietet optimale Bedingungen - nicht nur für einen guten Wein. Es ist auch ein schönes Plätzle zum Feiern, finden die Nabu-Mitglieder.
"Das Zabergäu wird oft als Klein-Italien beschrieben: laue Sommernächte mit Leuchtkäfern", sagte Binder in seiner Ansprache und hatte natürlich die Lacher auf seiner Seite: Es regnete Bindfäden. Doch unter zwei Zeltdächern konnten die Gäste aus dem Rathaus, der Michaelsberg-Kirche, der Landwirtschaft und dem gemeindlichen Bauhof dennoch den Tropfen genießen.
Ein eigenes Etikett, mit der Michaelsberg-Kirche, dem Nabu- und dem Gemeindewappen versehen, ziert die 0,75-Liter-Flasche. In Anlehnung an das frühere Kloster auf dem Michaelsberg entschied sich der Nabu für den Namen "Superior". Auf der Maische vergoren und mit einem guten Mostgewicht ausgestattet, hat der Kellermeister der Weingärtner Cleebronn-Güglingen, Werner Auchter, daraus einen gehaltvollen, tiefroten, trockenen Trollinger-Lemberger Qualitätswein entstehen lassen.Rund 700 Flaschen sind davon aufgezogen worden. Vertrieben werden sie über die Weingärtner-Genossenschaft. "Es ist eine Werbung für den Weinstandort Cleebronn", sagte Werner Auchter und wies auf die Erklärungstafel am Weinberg hin. Eberhard Binder betonte, wie gut die Zusammenarbeit gelaufen sei. Und dass er sich schon auf die nächste gemeinsame Tat freue: Ein Weinkulturpfad soll entstehen.
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Kellermeister Werner Auchter verkostet mit den "Wengert-Schaffern" Albert Wenninger und Eberhard Binder vom Nabu (von links) im Weinberg am Michaelsberg das gemeinsame Produkt: den "Superior". (Foto: Birgit Riecker)
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