CLEEBRONN

Vogel des Jahres 2009

Der Eisvogel
Vogel des Jahres 2009
(Quelle: NABU Deutschland)

(Bildquelle: birdlife.ch)

Der Eisvogel eignet sich hervorragend als Indikator für gesunde Gewässer. In stark industrialisierten, dicht bevölkerten Regionen ist er mittlerweile eine ausgesprochene Seltenheit.

Name

Ob der Name des Eisvogels (Alcedo atthis) tatsächlich mit Eis zu tun hat oder das eisblaue Rückengefieder Pate stand, ist strittig. Manche Deutungen leiten den Namen vom althochdeutschen “eisan” für “schillern” oder “glänzen” ab. Der “Schillervogel” wäre eine gute Beschreibung für das flirrende Farbenspiel, das der Eisvogel im Sitzen und erst recht im Flug bietet. Wieder andere Autoren interpretieren den “Eisvogel” als “Eisenvogel” und vermuten einen Bezug auf das stahlblaue Rücken- oder das rostfarbene Bauchgefieder des Eisvogels.

Aussehen

Sein prächtiges Federkleid macht den etwa spatzengroßen Eisvogel unverwechselbar. Keine andere am Wasser lebende Vogelart entfaltet eine solche Farbensymphonie aus Blau-, Blaugrün- und Türkistönen im Rücken- und Kopfgefieder, die eindrucksvoll zum rostroten Bauchgefieder kontrastieren. Die Geschlechter sind an der Schnabelfärbung zu unterscheiden: Nur beim Weibchen ist die Basis des sonst ganz schwarzen Unterschnabels deutlich orange gefärbt.

Stimme

Seinen Kontaktruf, ein hohes, durchdringendes “tjiih”, lässt der Eisvogel während seines rasanten Flugs erschallen oder während er auf Beute lauert. Meist verrät uns erst der Ruf seine Anwesenheit, denn trotz seines bunten Gefieders ist der Eisvogel über dem Wasser oder im Uferbewuchs bestens getarnt.

(Bildquelle: birdlife.ch)

Nahrung

Der Eisvogel stillt seinen Hunger täglich mit 15 bis 30 Gramm Nahrung, die überwiegend aus Kleinfischen von vier bis sieben Zentimetern Größe besteht. Im Sommer gehören auch Insekten (maximal etwa 20 Prozent der Nahrung) und seltener kleine Frösche oder Kaulquappen zum Nahrungsspektrum.

Brutbiologie

Der Eisvogel brütet ab Ende März oder Anfang April in meist selbst gegrabenen Brutröhren in steilen Lehm- oder Sandwänden an Uferböschungen, aber auch immer wieder fernab der Nahrungsgewässer. Nach einer Brutzeit von 21 Tagen schlüpfen sechs bis sieben, ausnahmsweise bis zu neun Junge, die nach 23 bis 27 Tagen Nestlingszeit ausfliegen. Zweitbruten sind die Regel, Drittbruten möglich.

Lebensraum und Verbreitung

Den Eisvogel kann man ganzjährig an stehenden oder ruhig fließenden, klaren Gewässern in fast ganz Europa und großen Teilen Asiens beobachten. Lediglich im äußersten Norden Großbritanniens fehlt er, und in Skandinavien ist er nur in Dänemark und im südlichen Schweden anzutreffen. Neben dem Nahrungsangebot bestimmen vor allem das Angebot an Brutwänden und Ansitzwarten für die Jagd das Vorkommen des Eisvogels.

Wanderungen

In Deutschland ist der Eisvogel Standvogel oder Teilzieher. Vor allem die Männchen harren auch im Winter bei uns aus oder verlassen allenfalls kurzfristig ihre Reviere bei Vereisung der Nahrungsgewässer. Spätestens im Februar haben sie diese aber wieder besetzt. Ziehende Individuen sind in der Regel Weibchen oder Jungvögel. Letztere führen auch im Sommer und Herbst nach der Vertreibung aus dem elterlichen Revier ausgedehnte Wanderungen durch.

Bestand und Siedlungsdichte

Die Bestände des Eisvogels gingen im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch Lebensraumverlust europaweit deutlich zurück und haben sich erst ab den 1970er Jahren auf niedrigem Niveau stabilisiert, nachdem Verbesserungen im Gewässerschutz, Renaturierungen, Verbesserungen der Wasserqualität und auch gezielte Schutzmaßnahmen wie die Errichtung von Eisvogel-Brutwänden ihre Wirkung entfaltet haben. Wegen der Territorialität des Eisvogels, der sein Revier auch außerhalb der Brutzeit strikt gegen Artgenossen verteidigt, erreicht er nur geringe Siedlungsdichten (mittlere Nestentfernung im optimalen Lebensraum meist bis zu einem Kilometer, entlang größerer, dann auch oft beeinträchtigter Gewässer meist vier bis fünf Kilometer oder mehr). Der Bestand in Deutschland wird derzeit auf etwa 5.600 bis 8.000 Brutpaare geschätzt. In manchen Jahren kommt es in strengen Wintern zu hohen Verlusten, die aber binnen weniger Jahre wieder aufgeholt werden können. So war zum Beispiel im kalten Winter 1962/1963 der Bestand des Eisvogels nahezu erloschen.

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